Ausstellungsort:
GB*Stadtteilbüro Brünner Straße 34-38/8/R10 (Floridsdorfer Markt), 1210 Wien.
In meiner ersten Ausstellung gibt es Bilder und Texte zu Themen wie magisches Denken, Wissensdurst, Mitgefühl, Begabung und Individualität, Erfolg und Glück. Auch das Thema Elternschaft und ein Bild zum Klimawandel sind mit dabei.
Die Ausstellung läuft bis zur Finissage am 28. März 2025 um 18:30 Uhr.
Öffnungszeiten:
- Mo., Mi., Fr. 14-18 Uhr
- Di., 9-13 Uhr
- Do., 9-18 Uhr
Die fröhlichen Delfine

Gedanken zum Bild
Die erste Bedeutungsebene in diesem Bild ist ein fantastisches Foto eines Delfins. Mein Vater hat es bei einer seiner Reisen am Meer aufgenommen und es hat ihm so viel Freude bereitet, dass er es bei sich im Wohnzimmer ganz prominent platziert hat. Mit meiner Darstellung der Delfine will ich ihm zeigen, dass ich an seiner großen Freude über sein Bild, das für mich auch ein bisschen symbolisch für seine guten Lebenswerke steht, großen Anteil nehme und mich mit ihm freue.
Dennoch weiß ich auch, dass mein Vater mir 34 Jahre voraus, sehr belesen und feinfühlig ist, aber oft mit meiner für ihn naiven Art und mit meinem schizophrenen Zugang zur Welt nicht viel Geduld hat. Es schmerzt ihn einfach. Das ist für mich auch oft recht schwierig. Und deshalb würde ich mir wünschen, dass er trotzdem sieht, dass ich an seiner tiefen Freude großen Anteil nehme.
Die zweite Ebene meines Delfinbildes ist eine Erinnerung an eine Venedigreise, die ich in meinen frühen Zwanzigern erlebt habe. Ich kaufte in einer kleinen Trafik drei kleine, bunte Muranoglas-Delfine, die mich ziemlich faszinierten. Eigentlich wollte ich sie an meine Familie in Wien verschenken.
Damals noch, etwas abgelenkt und ins Grübeln versunken, kam mir der elementare Zweifel, ob man nur Gutes weitergeben kann, selbst wenn man es wollte, und ich hatte eine magische Eingebung über die Bedeutung meiner farbigen Delfine. Der erste war türkisfarben, und diese Farbe steht für mich symbolisch für Glück und Gesundheit. Der zweite war gelb, dieser verhält sich neutral und er bewirkt keine Veränderung. Und der dritte war dunkelblau, er bedeutete damals Schmerz und Unheil.
Wie verhält man sich in einer Situation, in der man genötigt ist, nicht nur Gutes, sondern auch Leid weiterzugeben. Hat man wirklich eine Wahl? Bis jetzt denke ich, dass man einen sehr großen Teil seines Schicksals nicht wirklich vorhersehen kann. Das ist für mich auch die Flucht nach vorne in die Realität. Damals war ich gezwungen, aufgrund meiner schizophrenen Wahrnehmung eine Entscheidung zu treffen. Man kann in dem großen Delfin auf meinem Bild die drei Farben der Muranoglas-Delfine erkennen, die die ganze Bandbreite zwischen Positiv und Negativ integrieren. Der kleine ist größtenteils türkisfarben und er steht für das gut behütete Kind. Letztlich ist die Bedeutung der Farben nicht universell und bindend, da ja jeder eine individuelle Präferenz für seine Lieblingsfarben hat.
Die Verbindungen, die sich für mich ergeben haben:
Die vielen Entscheidungen im Leben und das große Schicksal kann man selbst nur bedingt beeinflussen und auch nicht mit magischem Denken und psychotischer Symbolik. Das ist elementar, weil es zum einen für jeden sehr anstrengend ist und zum anderen immer in die Irre führt. Wer schon einmal einen akuten psychotischen Schub hatte, weiß, dass mit jedem weiteren das Gehirn leidet und sehr stark an Kapazität verliert.
Eltern versuchen ihre Kinder, so gut sie können, zu beschützen und die allermeisten Kinder verstehen diese Tragweite nicht, bis sie selbst älter werden und vom Leben gezwungen werden, Schmerz und Leid von den liebsten Mitmenschen, so gut sie können, fern zu halten.
Als ich mich mit dem Bild stärker beschäftigt hatte, wurde mir klar, dass ich mir schmerzlich wünschte, nur Gutes weiterzugeben, auch wenn das in dieser Welt nicht möglich ist, da das Leben des Menschen zutiefst in einer dualistischen Welt verankert ist.
Das mitfühlende Herz

Gedanken zum Bild
Alles hat damit begonnen, dass ich weibliche und männliche Seiten gemeinsam in einem Bild kombinieren wollte. Als ich das Werk „Das Herz“ fertiggestellt hatte, hat mir kurz darauf eine sehr herzliche Psychologin bei uns im Handwerk netterweise einen größeren Druck davon abgekauft. Ein paar Wochen später hat sie mir ein Buch mitgebracht, dessen Thema Selbstmitgefühl ist und mir vorgeschlagen, mich damit etwas eingehender zu beschäftigen. Die Kombination von diesem Buch und meinem Bild führten mich unmittelbar zu vielen sehr interessanten Gedanken.
Wie in allen sozialen Gruppen, gibt es auch bei uns in der Tagesstruktur eine gewisse Gruppendynamik. Und eigentlich sitzen wir Klienten/Innen alle im selben Boot. Aufgrund unserer Erkrankungen haben wir aber oftmals noch starke Defizite bei der Selbstwahrnehmung und im Umgang mit anderen. Da ich mich schon vor langer Zeit entschieden habe, therapeutische Hilfestellungen dankend und wohlwollend anzunehmen, um mich dadurch persönlich weiterzuentwickeln, macht das Konzept vom Selbstmitgefühl für mich durchaus Sinn und ich finde es faszinierend.
Um die essentiellen Kernaussagen dieses Buches zu verstehen, wäre es wichtig zu wissen, wie sich Selbstwert, Selbstbewusstsein und Selbstmitgefühl definieren und wie sie miteinander verbunden sind.
Selbstwert bedeutet einfach, wie wertvoll ich mich selbst fühle, also im Prinzip, welche Leistung ich zu vollbringen im Stande bin, wie anerkannt und erfolgreich ich bin und wie wichtig mir das ist. Selbstbewusstsein definiert sich meistens über diesen Selbstwert und schafft die Möglichkeit, sich damit entweder anzuerkennen oder sich im Falle von Rückschlägen schlecht zu fühlen. Wenn man anerkennt, dass es im Leben immer auch Probleme geben wird, die sich einer Lösung entziehen, man wiederkehrende negative Phasen und traurige Momente durchleben muss, um die guten Seiten zu spüren, dann gibt es die Möglichkeit, sich selbst Trost und Fürsorge in Form von Mitgefühl vom eigenen Herzen zu geben. Das funktioniert dann ungefähr so, als wenn ein guter Freund oder eine gute Freundin einem hilfreich zur Seite steht, einen tröstet und aufmuntert. Und diese Selbsthilfe kann man sich immer wieder ermöglichen.
Die selbe Psychologin hat einen Freund aus der Tagesstruktur einmal gefragt: Wie empfindest du den hohen Leidensdruck eines Klienten? Empfindest du Mitleid oder Mitgefühl? Da gibt es einen großen Unterschied. Wer nur im Stande ist, das Leid des anderen zu sehen, der schafft es vermutlich eher schlecht, sich in schwierigen Situationen abzugrenzen und hilfsbereit zu bleiben. Das ja an und für sich eine sehr wichtige Voraussetzung für ein gesundes Miteinander ist. Wenn man vom Mitgefühl durchdrungen ist, dann wird man sich vermutlich eher Fragen stellen und verstehen wollen, was diesen Menschen veranlasst, so zu handeln, und warum er jetzt da ist, wo er ist. Und das kann sich dann natürlich sehr stark auf die Akzeptanz und den Respekt dieser Person gegenüber auswirken.
Wenn man ein Mensch sein will, der Selbstmitgefühl und Nächstenliebe praktiziert, dann sollte man das immer mit ganzem und klugem Herzen tun. Und man muss es vor allem immer neu üben. Die absolute Vollkommenheit wird man höchstwahrscheinlich nie erreichen. Aber eine Annäherung lohnt sich aus sehr vielen Gründen. Auch weil sie für einen selbst und unser Zusammenleben als soziale Wesen sehr erfüllend und nützlich ist.
Lebensbaum Erde

Gedanken zum Bild
In diesem Bild geht es für mich um den Klimawandel auf dem Planet Erde. Und die Herausforderungen, vor der die Menschheit dadurch am beginnenden 21. Jahrhundert steht.
Ich habe die Form des Baumes, oder auch des Lebensbaumes gewählt, da dieser symbolisch für das Leben selbst, und mythologisch auch für Wachstum, Fruchtbarkeit, Kraft, Verbindung, Einigkeit und Gesundheit steht.
Das Symbol Baum, und seine einzigartigen Blätter, stehen auch für die wunderbare Biodiversität, die sich auf der Erde über den Anbeginn ihrer Entstehung vor etwa viereinhalb Milliarden Jahren gebildet hat. Und ihre Erhaltung ist mindestens genauso wichtig wie die starke Reduzierung der Treibhausgase, die wir Menschen produzieren.
In einer weiteren Bedeutungsebene symbolisieren die sieben unterschiedlichen Farbtöne, die ich für mein Lebensbaum-Bild gewählt habe, alle Kontinente der Erde, auf denen sich bis jetzt die Menschen zu politischen Staaten organisiert haben. Und die einzelnen Kreise stehen auch zum Teil für die menschlichen Individuen, aus denen der Baum aufgebaut ist. Damit möchte ich symbolisieren, dass wir Menschen im Anthropozän uns bewusst machen sollten, dass wir alle nur gemeinsam das Problem des Klimawandels lösen können.
Ich würde gerne ein paar weitere Überlegungen zum Klimawandel mit euch teilen. Seit einiger Zeit schon taucht dieses Thema immer öfter in meiner Wahrnehmung unserer Welt auf. Und wird für uns alle exponentiell zunehmend wichtiger. Es scheint schier unendlich viele Dinge zu tun zu geben, mit denen wir unseren gesamten Planeten retten könnten. Um dadurch den Fortbestand einer erstaunlich riesigen Artenvielfalt zu erhalten, die sich seit vielen Jahrtausenden und Jahrmillionen auf ihr entwickelt hat. Auch um dem Menschen und der gesamten Biodiversität auf der Erde großes Leid in entbehrungsintensiven Zeiten zu ersparen. Und ich bin mir sicher, dass wir mit nachhaltigen Technologien, großer Empathie, scharfem Verstand und Ausdauer in der Gemeinschaft eine Zukunft schaffen können die weitaus gesünder, gerechter und lebenswerter ist, als wir uns heute noch vorstellen könnten.
Ein Punkt, in dem ich mir ziemlich sicher bin, dass er von zentraler Bedeutung ist, ist die mentale Stärke, die sich jeder einzelne von uns im Zusammenhang mit der Rettung unseres Planeten erhalten kann. Oder auch um sie wiederzuentdecken, zu fördern und zu trainieren. Im Prinzip geht es darum, nicht den Kopf vor den Problemen des Klimawandels in den Sand zu stecken und aufzugeben und zu resignieren. Sondern um konstruktiv gemeinsam neue Lösungswege für alte Probleme zu finden.
Ich bin schon seit meiner frühen Jugend an einer Art von Schizophrenie erkrankt. Und mir ist heute bewusst, dass meine mentale Stärke aufgrund meiner Erkrankung immer aufs Neue mit mir Achterbahn fährt. Auch aufgrund meiner Wahrnehmung und meiner chronischen Symptome bleibe ich nach anhaltendem Stress nur äußerst schlecht belastbar, nur bedingt handlungsfähig und resilient. Aber genau diese Schlüsselfähigkeit ist – wie mir schmerzlich bewusst ist – auch irrsinnig wichtig, um unsere Welt aktiv retten zu können. Ein zweiter Punkt, der mit dem ersten stark verbunden ist, hat auch mit psychischer Stärke und Belastbarkeit zu tun. Im Wesentlichen geht es um die Fähigkeit, das Leid der Welt zu sehen und zu verstehen, aber nicht dabei am immensen Weltschmerz zu zerbrechen.
Eine Person, die mich sehr fasziniert, ist Greta Thunberg. Sie selbst hat drei psychiatrische Diagnosen: Autismus, Depressionen und eine Essstörung. Was ich so interessant finde, ist ja, dass sie eigentlich selbst sehr „gehandicaped“ ist. Es aber trotzdem geschafft hat, mit außergewöhnlich viel Durchhaltevermögen und Verstand, eines der wichtigsten Themen der Menschheit dauerhaft auf der Bühne der Weltpolitik zu verankern.
Ich fühle mich sehr oft in Zusammenhang mit dem Klimawandel, als wären mir meine Hände gebunden. Oder paradoxer Weise auch irgendwie ohnmächtig vor so vielen Dingen, die man eigentlich anders machen sollte. Wenn die Rechnung mit dem CO2-Fußabdruck aufgehen soll, dann müssen wir die gesamte menschliche Weltwirtschaft umbauen und umstrukturieren. Und die ersten Schritte auf dieser langen Reise beginnen damit, dass wir uns das Konzept des ökologischen Handabdrucks ins Bewusstsein rufen.
Aufgrund meiner Erkrankung ist normale Arbeit für mich nicht denkbar. Aber ich habe im Kleinen begonnen, meine Ernährung umzustellen, nicht mehr zu fliegen und ich habe kein Auto. Ich beziehe Ökostrom und ich informiere mich weiterhin und versuche vermehrt bei Firmen einzukaufen, die ökologische Produkte anbieten. Und ich versuche das Problem des Klimawandels oftmals in der Gesellschaft und unter Freunden zu thematisieren. Und bin offen für viele neue nachhaltige Produkte.
Ich schätze mich sehr glücklich, in eine Tagesstruktur für Menschen mit psychischen Erkrankungen eingebunden zu sein. Wo es eine so gute Atmosphäre zwischen uns Klienten*innen und Betreuer*innen gibt, dass wir uns untereinander zu diesem weitreichenden Thema informieren und austauschen können.
Die Vielfalt in der Normalverteilung

Gedanken zum Bild
In diesem Bild geht es für mich einerseits um die Auseinandersetzung mit dem Thema der isolierten Betrachtung der Intelligenz und andererseits um die wohltuende ganzheitliche Sichtweise, die versucht, das komplette Spektrum der vielfältigen Möglichkeiten und Begabungen wahrzunehmen.
Man findet einige verschiedene Bedeutungsebenen im Bild vor, die auch gemeinsam betrachtet werden können.
Die erste Betrachtungsebene ist die als Kontur und Rahmen vorgegebene Gaußsche Normalverteilung, die recht einseitig und erbarmungslos die Intelligenzverteilung in der Gesamtbevölkerung angibt.
Die zweite Ebene sind die Kreise, die im Integral unter der Kurve dargestellt sind. Sie sollen abstrakt für jedes einzelne menschliche Individuum stehen, und weisen alle eine unterschiedliche Größe auf.
In der dritten Ebene ist das gesamte Integral unter der Kurve in sieben gleich große Teile unterteilt. Diese sieben Teile ergeben sich durch die Einteilung des Lichts in die sieben Spektralfarben. Diese Farben stehen für die ganze mögliche Vielfalt im Spektrum.
In einer weiteren Bedeutungsebene werden die Spektralfarben genutzt, um Harmonie im Bild zu erzeugen, um dann aber doch zu sehen, dass jedes Individuum unterschiedlich bunt einen einzigartigen Zugang in der Welt hat.
Wenn man alle Bedeutungsebenen zusammenfügt, sieht man, dass der Künstler in diesem Bild versucht hat, darzustellen, dass die Welt der persönlichen Fähigkeiten und Begabungen eine unendliche Vielfalt aufweist und sich gleichzeitig in einem höchst mannigfachen Möglichkeitsraum befindet.
Das Bild könnte auch aus therapeutischer Perspektive nicht uninteressant sein.
Und falls man inhaltlich irgendwie doch nichts erkennen kann, dann kann der Betrachter einfach die expressiven Farben auf sich wirken lassen.
Das Universum im Schmetterling

Gedanken zum Bild
Bei der Erschaffung von Kunst oder generell in der Kommunikation gibt es ein paar wichtige Dinge, die sich mir bis jetzt offenbart haben. Dazu gehört zum Beispiel, dass alle Lebensthemen, die einen beschäftigen und die man mit einem Werk verbindet, auch in das Bild mit einfließen. Das bedeutet, dass es sehr oft mehrere Dinge gibt, die man gleichzeitig in einem Werk darstellt. Ob man will oder nicht.
In diesem Bild kann man zunächst einen Schmetterling erkennen. Ich habe ihn aus vielen unterschiedlich großen Kreisen konstruiert. Sie weisen eine gewisse Symmetrie auf. Und sind alle verschiedenartig bemalt. Man kann in ihnen ganz viele kleine, kaum sichtbare Welten entdecken. Alle sind Unikate. Die fünf Hauptfarbtöne stellen wiederum andere emergent zusammenhängende Welten dar. Dieser Zugang erschließt sich mir, wie ich vermute, aus meinem ständigen Interesse für naturwissenschaftliche Literatur.
In der zweiten Bedeutungsebene stellt dieses Bild eines meiner Lieblingskrafttiere dar: den Schmetterling. Zum ersten Mal habe ich ihn im Jahr 2005 mit guten Freunden zum Logo von unserem Gemeinschaftswebprojekt auserkoren. Dieses hat sich damals mit der Linderung von psychischen Erkrankungen beschäftigt.
Eines der Attribute des Krafttieres Schmetterling ist das tiefe Fühlen von Leichtigkeit im Leben. Wenn ich ehrlich bin, ist mir dieses Gefühl fast verwehrt und ich schaffe es ganz selten, es wahrzunehmen. Obgleich ich mich irrsinnig danach sehne. Ein filigraner, graziler Schmetterling mit leichten Flügeln stellt das ziemlich gut dar.
Zu den Dingen, die für mich in diesem Bild auch eher mit Schmerz behaftet sind, ist das Wahrnehmen von Veränderung, persönlicher Weiterentwicklung und Wachstum, die der Schmetterling auch symbolisiert. Kurz bevor ich dieses Bild gemalt habe, habe ich mich von meiner ehemaligen Partnerin getrennt. Und jetzt ist es ziemlich klar, dass ich mich wieder weiterentwickeln muss. Ich hoffe, mir gelingt dies. Es ist ein Zeichen für einen Neubeginn.
Auch wenn man es irrsinnig stark will, schafft man vermutlich nicht, sich an alles anzupassen und zu meistern. Zum Glück habe ich mir das Empfinden für Freude und das Wahrnehmen von Schönheit, zumindest auf meine Art und Weise, größtenteils beibehalten können. Und ich hoffe, das befähigt mich, meinen Weg zu gehen und die unglaubliche Vielfalt dieser Welt wahrzunehmen.

Ein leuchtender Stern
Gedanken zum Bild
Wie definiert sich mein persönlicher Erfolg? Worin finde ich Sinn? Zu welchem Teil bin und darf ich glücklich sein?
Ich habe des Öfteren mit den verschiedensten Personen in gemeinsamen Gesprächen darüber spekuliert, ob ein menschliches Leben ohne eine psychische Einschränkung und der ständigen Belastung dadurch vermutlich das Lebenswertere sei. Auch mit der großen Aufgabe, gleichzeitig Kinder großzuziehen und dabei einer geregelten Arbeit nachzugehen. Ich wäre gerne ein geeigneter Fels in der Brandung, der für sich und seine Familie sorgen kann und sich den Lebensunterhalt selbst verdienen kann. Mein Schicksal wollte es anders, und das Thema eines erfolgreichen normalen Arbeitslebens und einer eigenen Familie ist für mich unerreichbar und gleicht einer Wand, die ich nicht zu überwinden imstande bin.
Erfolg definiert sich für jeden anders, sowohl für diejenigen mit, und auch für die ohne schwerwiegende Erkrankungen. Das ist für mich aus meiner heutigen Perspektive noch immer schwer zu sehen. Vielleicht auch, weil ich, wie die meisten, noch einem sehr konservativen Klischee verhaftet bin und Angst habe, nutzlos für die Gemeinschaft zu sein.
Bereits in meiner frühen Jugend hatte ich begonnen, mir Gedanken über die Welt zu machen. Das war der Anfang meiner Neigung zum verträumten und oftmals auch melancholischen Grübeln. Es kam dann recht bald das magische Denken und die manische Ideenflucht dazu. Schon damals habe ich begonnen, mich für sehr viele unterschiedliche Wissensgebiete zu interessieren. Das Zeichnen und Malen hatte spätestens seit dem Beginn meiner ersten Lehre angefangen, mir Freude zu bereiten. Und sollte mich noch länger als echtes Hobby begleiten. Vor einigen Jahren fing es an, zu einer echten Leidenschaft zu werden, mit der ich bis heute versuche, mein Leben besser zu verstehen, die Therapie zu verinnerlichen und alles zu ordnen.
Ich gehe krankheitsbedingt keiner regulären Arbeit nach. Dank unseres Sozialsystems bin ich in eine regelmäßige Erwachsenenförderung integriert und durch dieses Setting habe ich angefangen, mich ein Stück weit wohler zu fühlen. In der Tagesstruktur dürfen wir uns mit Dingen beschäftigen, die uns Sinn geben und Freude bereiten.
Mein persönlicher Erfolg liegt nicht in einem gut bezahlten Job, mit dem ich eine ganze Familie ernähren kann. Sondern er liegt vielmehr in der Sinnhaftigkeit meiner theoretischen und malerischen Auseinandersetzung mit unserer Welt. Und ehrlicherweise macht mich das auch zu einem großen Teil glücklich, und dafür bin ich sehr dankbar.
Was man noch anmerken kann, ist die Infragestellung der Methoden unserer heutigen Arbeitswelt. Ich bin schon als junger Mensch am alten System gescheitert. Das normale Arbeitsleben ist oftmals echt extrem hart und ungerecht. Heutzutage wächst eine neue Generation heran, die offensichtlich die Arbeit neu überdenken will. Und vielleicht doch ein Konzept wie das bedingungslose Grundeinkommen realisieren wird, sodass es entweder den Menschen ermöglichen wird, sich selbst zu verwirklichen, oder zumindest respektiert und gut bezahlt zu werden.
Die Wunderblume

Gedanken zum Bild
Mit diesem Bild beginnt für mich die Serie der Kreisbilder. Es ist nicht ganz ident mit dem Stil der anderen, in denen ich den Kreis als Gestaltungselement der Ordnung verwende, aber es nimmt schon einiges vorweg. Wie den schwarzen Hintergrund, der für mich symbolisch für den Raum im physikalischen Weltall steht, der uns alle umgibt und in uns ist. Aber auch für das Unbekannte und auch für mein psychisches Erleben meiner Schizophrenie, in der ich weitgehend nicht im Stande bin, mich richtig wohl zu fühlen. Und es stellt die Bühne dar, auf der ich meine Ideen aufzeichnen kann.
Die exakten Kreise sind hier im Prinzip noch Ellipsen. Aber die Farblogik ist schon sehr ähnlich wie auf meinen aktuelleren Kreisbildern. Die Harmonie der Farbe ist für mich auch sehr wichtig, auch wenn ich hier erst zu experimentieren begonnen habe.
Das Bild besteht noch aus einigen weiteren Überlegungen. Zu der Zeit, als ich das Bild gemalt hatte, haben mich die geometrischen Muster der Fraktale sehr zu faszinieren begonnen. Ich habe mir die Frage gestellt, ob unsere Welt im Prinzip so aufgebaut ist: Unendlicher Raum, in beide Richtungen. Wenn man von unserem heutigen menschlichen Größenverständnis ins Detail geht, sagen anerkannte Physiker*innen, dass bei der Planck-Länge unser Universum „pixelig“ wird. Das ist bei ungefähr 10-35 Meter der Fall, also die kleinste mögliche Größe. Hier herrschen die Gesetze der Quantenmechanik. Wenn man in die andere Richtung geht, wissen wir es nicht. Wir können es auch nicht erfassen. Vielleicht gibt es außerhalb unseres Universums, das sich sehr wahrscheinlich aus der Urknall-Singularität entwickelt hat, viele weitere Multiversen. Oder auch unendlich viele Parallelwelten.
Die ellipsenförmigen Gebilde auf dem Bild stellen für mich ein bisschen abstrakt unterschiedliche Galaxien dar. In den Zentren dieser befinden sich schwarze Löcher, wie in der wirklichen Welt. Außerdem gibt es Materie in den verschiedensten Größenordnungen, die sich in beide Richtungen entwickeln und für uns im Zentrum und bis in die Unendlichkeit nicht fassbar sind.
Es gibt zwei verschiedene Herangehensweisen, wie man mit der Welt interagieren kann. Entweder man lässt sich von nichts ablenken, ist andauernd selbstsicher und souverän im Handeln, oder man gehört zu denen, die unsere Welt in höchstem Maße faszinierend finden und überall wertvolle Schätze entdecken können. Ich als ständig grübelnder Träumer gehöre sicher zur zweiten Kategorie, auch wenn viele meiner Gedanken im Erleben den bitteren Beigeschmack der düsteren Paranoia, des Stimmenhörens in Kombination mit einer komplexen Wahnlogik und der ständigen Derealisation und des Zweifels haben.
Im späten Jugendalter habe ich mich für Literatur zu interessieren begonnen. Durch die Schizophrenie wirkt vieles noch magischer und man sieht Verbindungen, die so für andere Personen nicht sichtbar sind. Seit damals schon kämpfe ich leider mit Konzentrationsproblemen beim Lesen, aber ich freue mich über jeden Zusammenhang, den ich verstehen kann. In meine Kunst fließen auch ein bisschen meine bescheidenen Versuche mit ein, die Welt der Wissenschaften und der menschlichen Gesellschaft zu verstehen.
Ein ganz besonderes Zitat von Albert Einstein ist sein philosophischer Zugang zu diesem Thema: „Die schönste Erfahrung, die wir machen können, ist die geheimnisvolle. Es ist die Grundlegende Emotion, die an der Wiege der wahren Kunst und der wahren Wissenschaft steht“